Um genau zu sein, gibt es nicht nur eine Sternwarte in Dresden, sondern zwei. Beide befinden sich auf dem Weißen Hirsch oberhalb des Stadtzentrums und der Elbe, und gehören zum ehemaligen Forschungsinstitut „Manfred von Ardenne“. Während die jüngere der beiden nicht für alle zugänglich ist, steht die ältere seit 2007 wieder zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung.
Die Sternwarte Dresden auf dem Weißen Hirsch
In der neueren, auf einer Höhe von 215 m liegenden Sternwarte kommt einer von nur sechs um 1910 von Carl Zeiss in Jena gebauten Zeiss-Refraktoren zum Einsatz. Der Objektivdurchmesser beträgt 200 mm und die Brennweite 3000 mm. Das zugehörige Leitfernrohr hat eine Brennweite 1500 mm bei einem Durchmesser von 100 mm. Bis zur Sanierung der Sternwarte 2007 wurde der Refraktor durch ein präzise laufendes mechanisches Werk automatisch nachgeführt. Dessen Genauigkeit war so hoch, dass sogar das Fotografieren des Sternenhimmels mit langen Belichtungszeiten möglich war. Seit der Wiedereröffnung kommt aber ein zeitgemäßer elektronischer Schrittmotor zum Einsatz.
Bis zu 20 Personen finden in der Kuppel der kleinen Sternwarte Platz. Geöffnet wird regelmäßig in den Abendstunden zu 45-minütigen Führungen sowie für Sonderveranstaltungen zu jeweils wirklich niedrigen Eintrittspreisen. Bitte melden Sie sich vor dem Besuch telefonisch an unter (0351) 2637 120 – die Adresse lautet Plattleite 27, 01324 Dresden. Die fachliche Betreuung erfolgt durch Astronomielehrer des Martin-Anderson-Nexö-Gymnasiums. Bei für die Himmelsbeobachtung ungeeignetem Wetter wird dennoch ein interessantes Programm geboten, da an der Innenseite der Kuppel der hiesige Winterhimmel mit fluoreszierenden Farben aufgebracht wurde. Etwa 800 Gäste pro Jahr besuchen die Sternwarte Dresden.
Geschichte der Sternwarte Dresden
Der Wissenschaftler Manfred von Ardenne arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg bis Mitte der 1950er Jahre in der damaligen Sowjetunion, so auch am Bau der sowjetischen Atombombe. Seine Arbeit wurde von der sowjetischen Führung hoch angesehen und finanziell honoriert, so dass er nach seiner Rückkehr in Dresden das mit etwa 500 Mitarbeitern größte privatwirtschaftliche Forschungsinstitut im gesamten Ostblock aufbauen konnte. Diese Erfolge ermöglichten es dem an Astronomie stark interessierten von Ardenne, auf einem seiner Grundstücke 1956 eine Sternwarte erbauen zu lassen. Er machte sie öffentlich zugänglich, was auch zu der zeitweise genutzten Bezeichnung „Volkssternwarte“ führte.
Diese Sternwarte war bis 1997 in Betrieb, mußte dann aber wegen Restaurierungsbedarfs geschlossen werden. 2007 jährte sich von Ardennes Geburtstag zum 100. Mal und wurde Anlaß, die Sternwarte umfassend zu sanieren und wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Finanzierung der Rekonstruktion in Höhe von 100.000 Euro übernahm die auf dem Gelände ansässige Von Ardenne GmbH, ein Nachfolgeunternehmen des oben erwähnten Forschungsinstituts.
Weitere Sternwarten in und um Dresden
Manfred von Ardenne ließ auf dem quasi um die Ecke liegenden Grundstück Zeppelinstraße 7 im Jahr 1969 eine weitere Sternwarte errichten, in der ebenfalls ein Zeiss-Refraktor genutzt wird. Diese Sternwarte war und ist jedoch privat und somit nicht öffentlich zugänglich.
Ganz anders die Volkssternwarte „Adolph Diesterweg“ (Radebeul Observatory, A72 – genannt schlicht Sternwarte Radebeul). Sie befindet sich in Radebeul, der Nachbarstadt Dresdens, ebenfalls am nordöstlichen Elbhang (Adresse: Auf den Ebenbergen 10a, 01445 Radebeul). Mit etwa 20.000 jährlichen Besuchern und einer umfangreichen technischen Ausstattung, zu der ein modernes Planetarium gehört, ist die Radebeuler Sternwarte deutlich größer als ihr Dresdner Gegenstück. Der ambitionierte Astroclub Radebeul e. V. entfaltet eine rege und erfolgreiche Forschungstätigkeit – die Entdeckung von bisher nicht weniger als 11 Kleinplaneten können sich die Radebeuler auf ihre Fahnen schreiben.